MARY HERBERT, COUNTESS OF PEMROKE (1561-1621)

Die Hypothese, Mary Herbert, geb. Sidney, Countess of Pembroke, könnte Shakespeares Werke geschrieben haben (Robin Williams: Sweet Swan of Avon: Did a Woman write Shakespeare?, Berkeley 2006), hat keine Schwierigkeiten mit dem „Sweet Swan of Avon". Hier handelt es sich um den Fluss Avon, der durch die Grafschaft Wiltshire fließt, nahe Wilton House, dem Landsitz der Grafen von Pembroke, der gleichzeitig das Zentrum eines literarischen Zirkels war. Der Dichter Samuel Daniel (1562-1619) gehörte zu diesem Kreis, weshalb er von einem Zeitgenossen als „sweet swan of Avon" bezeichnet wird, wie Shakespeare. In seinem Sonettzyklus Delia (1592) nennt Daniel die Gräfin von Pembroke „sweet maid of Avon". Folglich könnte die Periphrase „sweet swan of Avon" auch auf sie angewendet werden.

Abgesehen davon, dass die Gräfin von Pembroke vor allem durch die Übersetzung eines Bühnenstückes aus dem Französischen Tragedy of Antony und der Neudichtung der Psalmen in Erscheinung getreten ist und ihr Stil wenig mit Shakespeare gemein hat, steht der Hypothese ein unüberwindliches Hindernis entgegen: die Sonette, die von einem Mann an einen jungen Freund und, aus der Perspektive eines Mannes, an eine Dame gerichtet sind

© Robert Detobel 2011