Stellungnahme zum Film "ANONYMOUS"

Die Neue Shake-speare Gesellschaft unterstützt die Stellungnahme der Shakespeare Fellowship zum Film "ANONYMOUS" und macht sie sich durch die deutsche Fassung zu eigen:

Der Roland-Emmerich-Film "Anonymous" stellt Edward de Vere, den 17. Graf von Oxford, als den Autor der Dramen dar, die er unter dem Pseudonym "William Shakespeare" geschrieben hat.

Bedauerlicherweise bringt der Film aber auch die vollkommen unhaltbare These, dass Oxford das Pseudonym deshalb verwendet habe, weil er der heimliche Sohn von Elisabeth I. gewesen sei. Schlimmer noch: Durch eine Inzest-Beziehung mit ihr sei er der Vater von Henry Wriothesley, dem Grafen von Southampton.

Die Neue Shake-speare Gesellschaft wird sowohl hier auf ihrer Homepage als auch im Neuen Shake-speare Journal Belege veröffentlichen, die zeigen, dass diese These unhaltbar ist.

Siehe dazu bereits:

PT-Theorie" und
Prinz-Tudor-Phantasien".
Letzterer Beitrag unterzieht das Buch Shakespeare's Lost Kingdom von Charles Beauclerk, in dem dieselbe These wie im Film vertreten wird, einer kritischen Prüfung.
"Das Prinz Tudor Dilemma"
Siehe auch: Ein Wort an Hollywood.

Ziel der Neuen Shake-speare Gesellschaft wie auch der DVS ist es, die Behauptung zu unterstützen und zu verbreiten, dass Edward de Vere (1550-1604) unter dem Pseudonym Shakespeare geschrieben hat, während William Shakspere aus Stratford (1564-1616) keines der Werke verfasst hat, die ihm meistens zugeschrieben werden.

Die Neue Shake-speare Gesellschaft begrüßt alle, die sich für die Verfasserschaftsfrage von Shakespeare interessieren. Sie legt Wert auf die Einhaltung von nachvollziehbaren wissenschaftlichen Maßstäben und hält es nicht für sinnvoll, Thesen zu diskutieren, die auf nicht stimmigen und unbegründeten Vermutungen oder nur auf Spekulationen beruhen. Solche Thesen sind bedeutungslos für die Frage der wahren Identität von Shakespeare.

Die Beurteilung des künstlerischen Wertes von Fiktionen wie dem ANONYMUS-Film ist nicht Gegenstand dieser Stellungnahme. Die überwiegende Mehrheit der Filmkritiker hat ihn positiv aufgenommen. Wir hoffen, dass er viele zum Nachdenken über die Verfasserschaftsfrage führen wird, die sich auf das Thema bisher noch nicht eingelassen haben. Diesen neugierig gewordenen bieten wir mit unseren Veröffentlichungen und unserer Arbeit Antworten auf viele Fragen, die sich stellen, wenn man es genauer wissen will.