Erklärung über begründete Zweifel an der Identität von William Shakespeare (The Declaration of Reasonable Doubt about the Identity of William Shakespeare)

Deutsche Übersetzung

Englische Originalfassung: Declaration of resonabel Doubts

Ihr Ruhm ist, Zwist der Könige beizulegen,
Den Trug entlarvend, Wahrheit aufzudecken;

- William Shakespeare, Lucretia, Strophe 135 -

Alle, die Shakespeares Werke lieben, genauso wie diejenigen, die ihm zum ersten mal begegnen, wissen, dass es um Shakespeare ein großes Rätsel gibt: Wie konnte William "Shakspere" aus Stratford der Dichter William Shakespeare gewesen sein, ohne einen eindeutigen Beleg aus seinen Lebzeiten zu hinterlassen, dass er es war? Und wieso besteht die riesige Kluft zwischen dem angeblichen Lebenslauf des Verfassers und dem Inhalt seiner Werke?

In der Geschichte der Weltliteratur ist William Shakespeare eine Gestalt von überragender Größe. Die hier im folgenden genannten bedeutenden Schriftsteller und Denker, Schauspieler Regisseure und Staatsmänner gehören zu denjenigen, die in der Vergangenheit ihre Zweifel geäußert haben, dass "Shakspere" die Werke von William Shakespeare geschrieben hat:

Mark Twain, Henry James, Walt Whitman, Charles Dickens, Ralph Waldo Emerson,
Orson Welles, Leslie Howard, Tyrone Guthrie, Charlie Chaplin, Sir John Gielgud,
William James, Sigmund Freud, Clifton Fadiman, John Galsworthy, Mortimer J. Adler,
Paul H. Nitze, Lord Palmerston, William Y. Elliott, Harry A. Blackmun, Lewis F. Powell, Jr.

Zu denen, die gegenwärtig ihre Zweifel aussprechen, gehören viele bekannte Persönlichkeiten, zahlreiche berühmte Shakespeare-Darsteller und eine wachsende Zahl von Anglistik-Professoren. Die Brunel Universität in West-London und die Concordia Universität in Portland, Oregon, bieten ein akademisches Studium zur Autorschaftsfrage an. Dennoch behaupten die orthodoxen Hochschullehrer, dass es keinen Platz für Zweifel daran gäbe, dass W. Shakspere aus Stratford die ihm herkömmlich zugeschriebenen Dramen und Gedichte geschrieben hätte. Einige behaupten sogar, dass es sich dabei um eine unwichtige Frage handeln würde.

Wir, die Unterzeichner erklären hiermit, dass es aus unserer Sicht sehr wohl Platz für begründetet Zweifel an der Identität von William Shakespeare gibt. Für ein Verständnis der dichterischen Werke und der sie prägenden literarischen Kultur, in der sie geschaffen wurden, ebenso wie für ein Verständnis von Kreativität und Genie in der Literatur ist die Frage von großer Bedeutung.

 Der zweifelhaft Fall des W. Shakspere aus Stratford

Viele nehmen an, dass W. Shakspere aus Stratford (hier wird diese häufig benutzte Schreibweise verwendet, um ihn von dem Dichter zu unterscheiden) von sich behauptet hat, er habe die Werke geschrieben. Belege dafür existieren aber nicht. Das Plädoyer für ihn als Autor beruht im wesentlichen auf Aussagen in der „First Folio", einer Sammlung von Dramen, die 1623 veröffentlicht wurde, sieben Jahre nach seinem Tod. Jedoch werden die Aussagen in der „Folio" durch keine zeitgenössischen dokumentarischen Nachweise zu seinem Leben bestätig. Wenn W. Shakspere der Autor war, sollte es dafür eindeutige Belege aus seinen Lebzeiten geben. Es gibt keine. Das heißt nicht, dass es keine Gründe für die Annahme gäbe, W. Shakspere habe die Werke geschrieben. Wir halten sie jedoch nicht für beweiskräftig.

Es werden im wesentlichen vier Gründe angeführt, um W. Shakspere aus Stratford mit dem Autor William Shakespeare zu identifizieren.

Erstens: Der Name "William Shakespeare" (häufig "Shake-speare") erscheint auf den Titelseiten von Dramen, die zu seinen Lebzeiten veröffentlich wurden.

Zweitens: Ben Jonson schrieb einen Schlüsselsatz in der „First Folio", in dem er auf den Autor als "Sweet Swan of Avon" verweist, und Leonard Digges nimmt Bezug auf "thy Stratford moniment."

Drittens: Die Schauspielerkollegen Heminges und Condell, die auch in seinem Testament genannt werden, weisen auf ihn als den Autor der Folio hin.

Viertens: Durch die Büste mit einer Inschrift in der Holy Trinity Church in Stratford wird angedeutet, das Shakspere ein Schriftsteller war.

Diese vier Gründe scheinen dem ersten Anschein nach für W. Shakspere zu sprechen (im Sinne eines Belegs, der ausreicht, um eine Tatsachenvermutung zu begründen, solange sie nicht durch andere Beweise widerlegt wird), jedoch ist jeder der Gründe zweifelhaft.

1. Dass der Name auf den Titelseiten gedruckt erschien, verweist nicht notwendigerweise auf W. Shakspere. Der Nachname von W. Shakspere wurde auf sehr verschiedene Art geschrieben, auch noch, nachdem die gedruckten Werke veröffentlicht worden waren. Die Schreibweise auf den gedruckten Ausgaben war aber immer dieselbe: "Shakespeare". Häufig sogar mit dem Bindestrich "Shake-speare", eine außergewöhnliche Seltenheit bei englischen Namen zu der Zeit. Die Gelehrten haben keine eindeutige Erklärung für den Bindestrich. W. Shaksperes Name wurde in anderem Zusammenhang niemals so geschrieben, etwa bei den geschäftlichen Angelegenheiten in Stratford. Beim Eintrag über seine Taufe ebenso wie bei der Inschrift an der Büste wird W. Shaksperes Name immer ohne „e" nach dem „k" geschrieben. Das gilt auch für die drei Namensnennungen in seinem Testament: zweimal "Shackspeare" und einmal "Shakspeare." Es wird vermutet, dass der Name mit kurzem „a" wie „Shack" ausgesprochen wurde, so wie er oft geschrieben worden ist.

2. Die Aussagen in der "First Folio" weisen auf W. Shakpere als den Autor. Aber kann man das für bare Münze nehmen? Es ist sehr ungewöhnlich, dass die Identität eines so bedeutenden Dichters in solchem Maße von einem posthumen Hinweis abhängig sein sollte. Weder Ben Jonson noch Leonard Digges haben jemals irgendetwas mit persönlicher Bezugname auf W. Shakspere zu seinen Lebzeiten geschrieben. Erst nach dem Jahr, in dem Shakspere starb, bezog sich Ben Jonson auf „Shakespeare", und dann auch nur in einer Aufzählung von Schauspielern. Außer ihren zwei kurzen Anspielungen bieten weder Jonson noch Digges weitere Hinweise, die zu einer persönlichen Kennzeichnung gehören würden: weder seine Lebensdaten, noch Angaben zu Familienangehörigen und deren Namen, auch keine aufschlussreiche Begebenheit aus seinem Leben. Mangelhaft bei individuellen Angaben geben sie uns verallgemeinerte Superlative, die den Dichter beschreiben, nicht den Menschen.

3. Die vielleicht stärkste Verbindung zu W. Shakspere schafft der augenscheinliche Hinweis der Schauspieler Heminges and Condell. Keiner der beiden war indes ein Schriftsteller und einige Forscher bezweifeln, dass die ihnen zugeschrieben Textpassagen von ihnen selber stammen. Ihre Aussagen in der Folio lesen sich wie Verkaufsangebote, mit denen unentschiedene Leser zum Erweb gedrängt werden. Die meisten orthodoxen Gelehrten nehmen anscheinend den Mangel an unterstützendem Beweismaterial, die begrenzten Angaben, die Mehrdeutigkeiten, das marktschreierisches Anpreisen und die ungeklärte Rolle vom W. Shaksperes Schauspielerkollegen völlig ungestört hin. Skeptiker hingegen fragen, warum die Folio in ihren Aussagen nicht eindeutiger ist, und warum ein solcher Erguss von Lobreden erst nach sieben Jahren des Stillschweigens nach seinem Tod erfolgte.

4. Die Büste in Stratford stellt heutzutage einen Schriftsteller dar, aber sie gleicht nicht derjenigen, die am Anfang des 17. Jahrhunderts aufgestellt worden ist. Die Zeichnung eines angesehenen Antiquars von 1634 zeigt vielmehr einen Mann mit einem herabhängenden Schnurbart, der einen Woll- oder einen Getreidesack hält, aber keine Feder, kein Papier und keine Schreibunterlage wie im heutigen Zustand der Büste. Es gibt Unterlagen, aus denen hervorgeht, dass die Büste „instandgesetzt" wurde. Offensichtlich wurde sie dabei verändert, um einen Schriftsteller zu zeigen. Die eigenartige Inschrift besagt durchaus nicht, dass W. Shakspere der Autor William Shakespeare war. Für jemand, der in Stratford lebte und ihm gekannt haben mag, sagte der Epitaph nichts dergleichen. Die Inschrift nennt weder eines seiner Werk noch wird daraus zitiert. Dichtung, Theaterstücke, Schauspiel oder das Theater werden nicht erwähnt. Die meisten orthodoxen Biographen können zu der Inschrift wenig sagen. Einige halten sie für rätselhaft und nahezu unverständlich. Die Epitaphe anderer Dichter aus der Zeit kennzeichnen diese eindeutig als Schriftsteller, warum nicht auch W. Shaksperes?

 Warum die Beweise nicht schlüssig sind

Die Problematik in diesen vier Bereichen hätte kaum Gewicht, wenn die Argumente für W. Shakspere sonst überzeugend wären. Wenn man aber darüber hinaus schaut, findet sich leider kein zeitgenössischer Beleg dafür, dass W. Shakspere überhaupt berufsmäßig ein Schriftsteller war, viel weniger war er der Theaterdichter William Shakespeare. Ferner stehen viele zeitgenössische Belege, die zum Vorschein gekommen sind, im Widerspruch dazu, dass er Shakespeare gewesen sein könnte. Von einigen großen Dichtern, wie Homer, wissen wir überhaupt nichts; aber nur bei einem großer Dichter stellt sich heraus, dass er gar kein Dichter war, je mehr wir von ihm erfahren. Wieso trifft das für Englands Shakespeare zu?

Kein einziges Theaterstück, kein Gedicht, nicht einmal ein einziger Brief in W. Shaksperes Handschrift ist jemals gefunden worden. Er teilte seine Zeit zwischen London und Stratford auf, eine Situation, die briefliche Korrespondenz geradezu herausforderte. Die ersten Shakespeare-Forscher haben ganz selbstverständlich erwartet, dass einiges von seiner Korrespondenz erhalten geblieben wäre. Indessen sind die einzigen schriftlichen Zeugnisse, von denen behauptet wird, sie wären von seiner Hand, sechs unsichere, nicht konsistente Unterschriften auf amtlichen Urkunden, einschließlich dreier Unterschriften auf seinem Testament. Wenn dies tatsächlich seine Unterschriften sein sollten, zeigen sie, dass W. Shakspere große Schwierigkeiten hatte, seinen Namen zu schreiben. Fachleute für Urkunden bezweifeln sogar, dass dies seine eignen Unterschriften sind, und vermuten, dass der Schriftzug von amtlichen Schreibern stammen könnte. Nur ein Brief, der an W. Shakespere gerichtet war, ist erhalten geblieben, ein Ersuchen um ein Darlehen. Der Brief blieb ungeöffnet und wurde nie zugestellt.

Sein sehr ausführliches Testament, in dem er seiner Frau sein notorisches „zweitbestes Bett" hinterlässt, enthält keine Wendung und keinen Satz, der auch nur entfernt an Shakespeare erinnert. Es erwähnt keine Bücher, keine Theaterstücke und Gedichte oder überhaupt etwas, was im Zusammenhang mit literarischem Schaffen stünde. Es werden keine Musikinstrumente genannt, obwohl es zahlreiche Belege für die musikalischen Fähigkeiten des Autors gibt. Er hinterließ eine symbolische Zuwendung an drei Schauspielerkollegen (eine Einfügung zwischen den Zeilen; ein Hinweis, dass es sich um einen späteren Einfall handelte), aber nichts an andere Schriftsteller. Die Namen der Schauspieler verbinden ihn mit dem Theater, aber nichts deutet auf einen Beruf als Schriftsteller hin. Warum wird z. B. Richard Field aus Stratford nicht erwähnt, der die Vers-Epen gedruckt hatte, die Shakespeare als erstes berühmt gemacht hatten? Wenn W. Shakspere als William „Shakespeare" weit bekannt war, warum wurde dann sein Name im Testament anders geschrieben? Beim Abfassen von Testamenten wird im allgemeinen großer Wert darauf gelegt, in welcher Hinsicht jemand berühmt ist. Warum gilt das nicht für diesen Mann?

W. Shakspere wuchs in einer Familie auf, die illiterat war, in dem abgelegenen, landwirtschaftlich geprägten Ort Stratford-upon-Avon. Es gibt keinen Beleg darüber, dass er in seinen prägenden Jahren gereist ist, oder dass er England jemals verlassen hat. Beide Eltern unterzeichneten Dokumente mit einer Marke, und - was sehr überraschend ist - keine seiner Töchter konnte schreiben. Für seine Tochter Susanna existiert eine dürftig ausgeführte Unterschrift, die auf eine funktionelle Schreibunkundigkeit hindeutet. Seine jüngere Tochter Judith hat zweimal einen Vertrag für einen Nachbarn aus Stratford mit einer Marke beglaubigt.

Es wird behauptet, dass die Grundschule in Stratford ihm das an Schulbildung gab, was W. Shakspere brauchte und die ihm ermöglichte zu seinen literarischen Leistungen zu kommen.

Hier widersprechen wir.

Sein Werk enthält umfangreiche Kenntnisse in Jura, Philosophie, klassischer Literatur, alter und neuer Geschichte, Astronomie, Mathematik, Kunst, Musik, Medizin, Gartenbau, Heraldik, Militär- und Marinekunde, des höfischen Lebens in England, Frankreich und Italien, des aristokratischen Zeitvertreibs wie Falknerei, Reitsport und höfischem Tennis. Nichts, was wir über W. Shakspere wissen, reicht als Grund dafür aus. Sehr viele der Kenntnisse, die in den Werken sichtbar sind, gehörten in die exklusive Domäne der Oberschicht, jedoch gibt es keine Belege dafür, dass W. Shakespere für irgendeinen Zeitabschnitt dorthin Zugang hatte. Die Werke stützen sich auf eine Unzahl von antiken und modernen Quellen, darunter Schriften in Französisch, Italienisch, Latein und Griechisch, die noch nicht ins Englische übersetzt waren. Wie W. Shakspere diese Kenntnisse erworben haben kann, bleibt ein Geheimnis.

Die Kluft zwischen W. Shaksperes Jugend in Stratford und den ersten Berichten über ihn in London wird mit den „verlorenen Jahren" beschrieben. Aber abgesehen von wenigen kirchlichen Einträgen können die ersten 28 Jahre alle als „verloren" gelten. Die Gelehrten wissen nichts darüber, wie er sein breites und tiefes Wissen erwoben hat. Das heißt nicht, dass auch ein einfacher Bürger es irgendwie hätte schaffen können, und sogar in den strengen hierarchischen Strukturen des Elisabethanischen England, aber wäre das möglich gewesen, ohne die geringste Spur zu hinterlassen? Die orthodoxen Gelehrten schreiben dies dem angeborenen Wunder des „Genies" zu. Aber auch ein Genie muss Kenntnisse erweben. Bücher waren in der Zeit teuer und nicht leicht zu erreichen, ausgenommen an Universitäten oder in privaten Bibliotheken. Es ist nie ein Buch gefunden worden, das W. Shakspere gehört hat oder sich in seinem Besitz befunden hätte. Sachkundige, die wissenschaftlich über die Eigenschaften von genialen Menschen forschen, sehen wenig Grund anzunehmen, dass W. Shakspere ein Genie war.

Es gibt keine Nachweise darüber, dass ein William Shakespeare jemals eine Zahlung oder Förderung durch einen Mäzen für die Arbeit als Schriftsteller erhalten hat. Nachdem er seine zwei Vers-Epen dem Graf von Southampton gewidmet hatte, gab es von ihm keine anderen Widmungen mehr. Warum sollte ein Schriftsteller, der für sein Einkommen schreibt - was uns über W. Shakspere gesagt wird - sich nicht mehr um die Unterstützung eines Mäzenatentums bemühen? Einige der Gelehrten behaupten, dass der Graf von Southampton sein Förderer („patron") gewesen sei. Aber es gibt keinen Bericht oder Beleg darüber, dass sie sich jemals begegnet sind. Die Förderer von anderen bekannten Dichtern haben W. Shakespere nicht nur nicht unterstützt, sie haben ihn nicht einmal erwähnt. Bis 1623 haben diejenigen, die sich über den Autor oder seine Werke geäußert haben, niemals angedeutet, dass sie ihn kennen würden oder gekannt hätten. Shakespeare, der Autor, schrieb keine Empfehlungsschreiben und niemand richtete solche an ihm.

Entgegen der üblichen Ansicht, dass der Autor eine bekannte Persönlichkeit in der Öffentlichkeit war, gibt es keine Belege, dass er sich jemals an die Öffentlichkeit gewandt hat, weder persönlich noch schriftlich (es gibt nur die zwei oben genannten Widmungen). Es gibt keine Belege, dass Elisabeth I. oder Jakob I. Shakespeare begegnet sind oder seinen Namen auch nur erwähnt oder geschrieben haben. Auch als eines seiner Stücke im Zusammenhang mit dem Essex-Aufstand aufgeführt worden war, wurde Shakespeare nicht erwähnt. Nach dem Tod von Elisabeth hat Shakespeare geschwiegen - eine auffallende Ausnahme unter den Elisabethanischen Dichtern. Am Anfang der Regierungszeit von König Jakob I. wurden Shakespeare-Stücke in London am Hof aufgeführt, aus den überlieferten Dokumenten geht jedoch hervor, dass Shakspere in Stratford war. Wieso nahm der bekannte Bühnenschriftsteller und führende Schauspieler in der Truppe der King's Men an diesen Ereignissen nicht teil?

Es ist nicht so, dass es keine Dokumente über W. Shakspere gäbe, es gibt fast 70; aber keines hat einen Bezug zur Literatur. Sie zeigen einen Geschäftsmann aus Stratford, einen Theater-Teilhaber und seltener einen Schauspieler von geringer Bedeutung. Einige Belege zeigen ihn säumig beim Zahlen der Steuern und er wird angeklagt für das Horten von Getreide während einer Hungersnot. Ein gewisser William Wayte, offensichtlich von ihm bedroht, suchte rechtlichen Schutz vor William Shakspere. Im Jahre 1612, of der Höhe seines Ruhmes, wird er von einem Gericht in London nur als „Gentleman aus Stratford" bezeichnet. Er klagte vor Gericht wegen geringfügiger geschäftlicher Angelegenheiten, beanstandete aber niemals den nicht autorisierten Druck eines seiner Werke. Die Orthodoxen sehen nichts Ungewöhnliches in dem Fehlen jeglichen Nachweises über W. Shaksperes angebliche Laufbahn, aber er ist der einzige mutmaßliche Schriftsteller seiner Zeit, für den es keinerlei zeitgenössische Nachweise über den Beruf als Schriftsteller gibt.

Noch merkwürdiger: im Alter von über 50, aber noch im Besitze seiner Fähigkeiten, zog sich der angeblich erfolgreiche Schriftsteller zurück und setze sich zur Ruhe, um von da an nichts mehr zu schreiben: kein Theaterstück, kein Gedicht, nicht einmal mehr einen Brief. Es gibt keinen Bericht, dass er in Stratford jemals ein Stück aufgeführt hat oder dass einer der Bewohner ihn als einen Dichter ansah. Etliche Personen, die ihn kannten oder wussten, wer er war, haben ihn nicht in Verbindung mit der Autor gebracht, darunter sein Schwiegersohn Dr. John Hall, der Dichter Michael Drayton und der bekannte Historiker William Camden. Niemand, die zeitgenössischen Literaten eingeschlossen, hat W. Shakspere zu seinen Lebzeiten für einen Schriftstellen gehalten. Als er 1616 starb, scheint niemand das bemerkt zu haben. Wenn W. Shakspere „Shakespeare" war, müsste etwas, das nach 1616 datiert, doch den Tod des Autors erwähnen. Sogar Heminges, Condell und Richard Burbage, die er in seinem Testament nennt, zeigten keine nachweisbare Reaktion. Die Gelehrten haben einige wenige, aber meist zweifelhaft Verbindungen zwischen dem Leben des angeblichen Autors und seinen Werken gefunden. Warum spielen aber fast alle seiner Dramen in der Welt der Adligen und woher hatte er die genauen Kenntnisse darüber? Warum legte er nur eines seiner Dramen in das Elisabethanische oder Jakobäische England? Warum spielen so viele der Dramen in Italien? Woher hatte er die Vertrautheit mit Italien, so dass auch unbedeutende Details genau wiedergegeben werden?

Wieso erwähnt er Stratford an keiner Stelle, und warum schrieb er kein Drama, in dem seine eigenen Lebenserfahrungen widergespiegelt sind? Während er in den Sonetten seine innersten Gefühle offenbart, erwähnt er nicht ein einziges Mal den Tod seines 11-jährigen Sohnes. Vielleicht lassen sich einige der Widersprüchlichkeiten wegerklären, wenn sie isoliert betrachtet werden, aber sie sind zu zahlreich! Samuel Schoenbaum, einer der am häufigsten zitierten traditionellen Shakespeare-Biographen, schrieb nach Jahrzehnten der Forschung: "Vielleicht sollten wir daran verzweifeln, jemals den schwindelerregenden Abstand zwischen der Großartigkeit des Stoffs und der banalen Inkonsequenz der durch Dokumente belegten Fakten überbrücken zu können."

Hugh R. Trevor-Roper, Inhaber der Regius-Professur für Geschichte an der Universität von Oxford, hielt das schwer Fassbare von Shakespeare für

„geradezu unglaublich und zum Verzweifeln .... Er lebte schließlich doch in der vollen Öffentlichkeit in der englischen Renaissance zur Zeit der gut dokumentierten Regierung von Elisabeth I. und von Jakob I. und war seit seinem Tod das Ziel des größten Aufwands an Forschung, der jemals einer einzelnen Person gegolten hat. Und dennoch bleibt der größte Engländer auch nach dieser ungeheuren Untersuchung nahezu ein Geheimnis, so dass seine Identität bezweifelt werden kann".

("What's in a Name?" Réalités, November 1962.)

Mit der Unterzeichnung dieser Deklaration behaupten wir nicht zu wissen, was wirklich geschah und wer die Werke geschrieben hat. Wir behaupten auch nicht, dass W. Shakspere sie mit Sicherheit nicht geschrieben hat. Einzelne Unterzeichner haben ihre individuelle Ansicht über den Autor. Aber wir alle behaupten, dass es „Platz für Zweifel" gibt und andere realistische Szenarien möglich sind. Wenn Schriftsteller und Denker von der Größe eines Henry James, Ralph Waldo Emerson, Walt Whitman, Mark Twain und der anderen oben genannten hervorragenden Persönlichkeiten ihre Zweifel darüber zum Ausdruck brachten, dass W. Shakspere aus Stratford die ihm zugeschrieben Werke geschrieben hat, gibt es keinen Grund zu behaupten, es gäbe „keinen Platz für Zweifel". Es gibt offensichtlich Zweifel. Dies ist eine empirische Tatsache, es sind berechtigte Zweifel, die von glaubwürdigen Personen geäußert werden. Einzelne Personen mögen unterschiedlich darüber denken, ob ein Übergewicht der Argumente für W. Shakspere spricht, aber es ist einfach nicht glaubwürdig zu behaupten, dass es keinen Platz für Zweifel über den Autor gäbe.

Deshalb erklären wir, indem wir unsere Unterschrift hinzufügen, dass die Identität von William Shakespeare fortan als ein zulässiges Thema universitärer Forschungen und Veröffentlichungen anzusehen ist und ebenfalls ein angemessener Inhalt für Lehre und Erörterung im Unterricht.

4632 Unterscriften (Januar 2021)

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