Macbeth

Die Frage nach der Autorschaft von Shakespeares Werken ernsthaft zu verfolgen birgt immer noch die Gefahr, sich Anfeindungen auszusetzen. Das ist in Amerika z. T. schon anders, denn dort können sich inzwischen auch Wissenschaftler von namhaften Universitäten so äußern, ohne ihre Karriere zu riskieren, was in Deutschland noch nicht gilt.
Richard Wahlen (Yale University) stellt eine neue Ausgabe von Macbeth in diese Diskussion. Es ist nicht das Anliegen etwas grundsätzlich Neues zur literarischen Bedeutung des Dramas beizutragen oder eine neue Interpretation der Haupthandlung zu bieten. Neu und bisher unbekannt ist der Blick auf Details, der hier eröffnet wird. Von Interesse ist z. B. der Hinweis auf den Verrat des Lord Ross, einer Nebenhandlung, die meist ganz übersehen wird, die aber zeigt, wie genau der Autor die subtilen Formen von Intrigen im Zentrum der Macht kannte.
Mit den zahlreichen, über 360 Anmerkungen, die sich auf der dem Text jeweils gegenüberliegenden Seite in gleicher Schriftgröße gut lesbar befinden, liefert der Herausgeber einen neuen und reichhaltigen Kommentar. Insbesondere weist er auf zahlreiche Textstellen hin, die wesentliche Aspekte zur Autorschaftsfrage enthalten. Das Ergebnis ist bemerkenswert: Wird Macbeth von den Vertretern der traditionellen Stratford -These häufig als ein wichtiges Argument gegen eine mögliche Autorschaft von Edward de Vere verwendet, zeigt Richard Wahlen, dass das Gegenteil richtig ist: Es finden sich in dem Stück zahlreiche Stellen, die auf Edward de Vere als den Autor hinweisen (der unter dem Pseudonym „William Shakespeare" schreib).Ein Beispiel sind die Personen von Lord und Lady Lennox, die auf der Seite der Gegner von Macbeth stehen. Sie werden in keiner der literarischen bzw. historischen Quellen erwähnt. Es ist aber belegt, dass Edward de Vere auf seiner Schottlandreise einen Lord Lennox kennengelernt hat und seine Gastfreundschaft erfuhr.
Jedes einzelne Detail könnte für sich isoliert genommen als „Zufall" gelten. Die Häufung und die Summe aller kann es nicht.
In der gleichen Reihe sind acht weitere Shakespearedramen in Vorbereitung, die von verschiedenen amerikanischen Forschern herausgegeben werden. Es soll gezeigt werden, welche Erkenntnisse die Oxford-Perspektive vermitteln kann und wie sie Shakespeares Werke neu zu beleuchten vermag.

Lesen Sie mehr unter folgendem Link:

The Oxfordian Shakespeare Series William Shakespeare

Macbeth

Fully Annotated from the Oxfordian Perspective

by Richard F. Whalen

Horatio Editions / Llumina Press

Tamarac, FL, USA, 2007

Soft cover, 276 pages, $14.95 (US)