"SHAKESPEARE" IDENTIFIED

PROBLEMBESCHREIBUNG

Was wäre also die übliche common-sense-Methode, wenn man nach einem Mann suchen will, der ein spezielles Werk hinterlassen hat? Einfach das Werk selbst sorgfältig untersuchen, aus dieser Untersuchung so genau wie möglich eine Vorstellung von dem Mann zu gewinnen, der es gemacht hat und wo er zu finden sein mag und dann loszugehen und nach jemandem zu suchen, auf den die gewonnene Beschreibung zutrifft. Wenn solch einer gefunden wurde werden wir als nächstes alle Besonderheiten über ihn zusammensammeln, die auf irgendeine Art mit dem fraglichen Werk im Zusammenhang stehen.

Wir verlassen uns in solchen Fällen weitestgehend auf sogenannte Indizien (circumstantial evidence), die einige für untergeordnete Beweise halten, die aber in der Praxis die zuverlässigste Art von Belegen sind, die wir zur Verfügung haben. Indizien mögen zuerst einen nur sehr undeutlichen Eindruck vermitteln; aber wenn wir weitere Fakten zusammensuchen und sortieren, Vermutungen weglassen und Plausibilitäten abwägen, wenn wir unsere Theorien allen denkbaren Tests unterziehen, werden wir herausfinden, daß die Sache entweder in sich zusammenbricht oder immer weiter unterstützt wird bis kein Zweifel mehr möglich ist.

Das vorherrschende Element beim sogenannten Indizienbeweis ist der Zufall. Einige wenige Zufälle können wir als lediglich interessant abtun; eine größere Anzahl von Zufällen ist bemerkenswert, eine große Anzahl außerordentlicher Zufälle akzeptieren wir als schlüssigen Beweis.

Wenn dieses Stadium erreicht ist betrachten wir die Angelegenheit als endgültig gelöst, bis - was vorkommen kann - etwas sehr ungewöhnliches auftaucht, was all unsere Annahmen durcheinanderbringt. Wenn jedoch nichts derartiges jemals auftritt, jede neu entdeckte Tatsache hingegen die Schlußfolgerungen unterstützt, dann wird diese als dauerhaft etablierte Wahrheit akzeptiert werden.

Dies ist ein Abriß der Untersuchungsmethode und Argumentationslinie, der wir gefolgt sind. Bei der Beurteilung der geleisteten Arbeit mag der Kritiker den einen oder anderen Punkt bestreiten, auf dem wir bestanden haben; er mag dieses oder jenes Argument als unbedeutend oder unzureichend abtun, und es ist möglich, daß wir vielen geäußerten Einwänden zustimmen. Es könnte sogar passieren, daß uns trotz aller Bemühung um Genauigkeit grobe Fehler nicht nur in unbedeutenden Details sondern auch in bedeutenden Punkten unterlaufen sind; eine Gefahr, die der Wanderer durch unerforschte Gebiete besonders ausgesetzt ist. Der Fall hängt jedoch nicht von jedem einzelnen Punkt ab, sondern davon, wie alle im Zusammenhang stehen und ein übereinstimmendes Ganzes bilden.

DIE UNTERSUCHUNGSMETHODE

  1. In einem ersten Schritt wäre es erforderlich, Shakespeares Werke so zu  untersuchen, als ob sie zum ersten mal erscheinen wären, ohne Verbindung zu irgendeinem Verfasser, und aus solche einer Untersuchung Rückschlüsse über seinen Charakter und seine näheren Umstände zu  gewinnen. Diese zahlreichen Merkmale müssen sorgfältig geordnet werden, um als Basis für alle weiteren Untersuchungen zu dienen.
  2. Der zweite Schritt bestände darin, aus den zahlreichenden Charakteristika einzelne besondere Merkmale herauszusuchen, die am geeignetsten für die weitere Suche nach dem Autor sind und anzeigen, wo er zu suchen ist.
  3. Haben wir ein solches Instrument in Händen, wird in einem dritten Schritt die riesige Aufgabe unternommen, nach dem Mann zu suchen.
  4. Sollte denn irgendeiner in angemessener Weise die Hauptbedingung erfüllen, bestünde der vierte Schritt darin, die Auswahl durch Bezug auf verschiedene Merkmale der Charakterisierung zu testen; und sollte er die wesentlichen Bedingungen zu deutlich verfahlen, wäre die erste Auswahl zu verwerfen und hätte die Suche von neuem zu beginnen.
  5. Gesetzt den Fall, es würde jemand entdeckt, der generell diesen ausschlaggebenden Test besteht, wäre der nächste Schritt, den Vorgang in der entgegengesetzten Richtung zu wiederholen. Nachdem wir den Weg von Shakespeares Werk zu diesem Mann zurückgelegt haben, sollten wir neue und hervorstechende Fakten seiner Leistungen und seiner Persönlichkeit heranziehen und untersuchen, inwiefern diese in Shakespeares Werk gespiegelt werden.
  6. Sodann, falls diese Untersuchung bis zu diesem Punkt zufriedenstellende Ergebnisse liefert, gälte es, zunächst erhärtende Beweise zu sammeln und die Ergebnisse solchen Tes zu unterziehen, wie sie sich aus dem Gang als erforderlich erweisen.
  7. Der letzte Schritt bestünde darin, nach Möglichkeit persönliche Beziehungen herauszufinden zwischen dem neu entdeckten Verfasser und jenen Personen, die ALLGEMEINE MERKMALE DES AUTORS vormals als Verfasser ins Gespräch gebracht worden sind.

ALLGEMEINE MERKMALE DES AUTORS

1. Ein reifer Mann und anerkanntes Genie
2. Offenbar exzentrisch und geheimnisvoll
3. Äußerst sensibel, eine schwer einzuordnende Persönlichkeit
4. Unkonventionell
5. Nicht nach seinem wahren Wert geschätzt
6. Mit ausgesprochenen und bekannten literarischen Neigungen
7. Ein Enthusiast in der Welt des Dramas
8. Ein anerkannter Lyriker
9 .Überragende klassische Bildung - verkehrt im Kreis der Gebildeten

SONDERMERKMALE DES AUTORS

1. Ein Mann mit feudalen Banden
2. Ein Angehöriger des Hochadels
3. Verbunden mit Anhängern der Lancaster-Partei
4. Ein Italienbegeisterter
5. Dem Sport und Spiel ergeben (einschließlich Falkenjagd).
6. Ein Musikfreund
7. Locker und leichtsinnig in Geldfragen.
8. Eine zwiespältige und manchmal widersprüchliche Beziehung zu Frauen.
9. Sympathien für den Katholizismus, aber skeptisch veranlagt.