FAQs

Worum geht es bei der Frage nach Shakespeares Autorschaft?
Üblicherweise werden die Werke von „Shakespeare" oder „Shake-Speare" William Shakspere (1564-1616, verschiedene Schreibweisen des Namens in den Dokumenten) aus Stratford upon Avon zugeschrieben. Dies wird schon seit sehr langer Zeit immer wieder bezweifelt. Darum geht es in der Autorschaftsfrage.

Warum sollte man sich für die Frage der Autorschaft interessieren?
Genügt es nicht, dass wir Shakespeares Werke haben?
Die Beschäftigung mit der Frage nach dem Autor von Shakespeares Werken ist freiwillig! Es ist jedem unbenommen, sich mit dem Werk eines Dichters zu beschäftigen, ohne etwas über den Hintergrund und die wahre Autorschaft erfahren zu wollen. Davon unabhängig ist es aber nicht zu tolerieren, dass bei der Frage nach dem Autor eine falsche Antwort gegeben wird.

Warum wird William Shakspere aus Stratford upon Avon als Autor angezweifelt?
Alles, was an Dokumenten über William Shakspere aus Stratford upon Avon gefunden wurde, steht in keiner Beziehung zu Dichtung oder Veröffentlichung von Werken. In den Dokumenten sind nur Tätigkeiten als Geschäftsmann oder in Rechtsstreitigkeiten belegt. Die angeblichen Hinweise auf eine Tätigkeit als Schauspieler sind dürftig und entstanden nicht zu seinen Lebzeiten. Dieser Widerspruch ist schon relativ früh als unüberbrückbar erkannt worden.

Wenn William Shakspere nicht der Autor war, wer denn dann?
Es sind verschiedene Ansätze versucht worden, den wahren Autor zu finden. Überzeugen konnte nur die Entdeckung von Thomas Looney (1920): Edward de Vere, der 17. Graf von Oxford, hat den Dichternamen „William Shakespeare" verwendet. Looneys Entdeckung hat allen Prüfungen standgehalten und die Fülle der bekanntgewordenen Indizien hat ständig zugenommen.

Was ist mit den anderen Autoren, für die auch eine Autorschaft von "Shakespeare" behauptet wurde oder wird?
Francis Bacon, Christopher Marlowe, Mary Sidney Herbert, William Stanley, Roger Manners Earl of Rutland, Henry Neville, Fulke Greville, John Florio, Amelia Lanier ...u. a. wurden oder werden genannt.
Thomas Looney hat 18 Kriterien aufgestellt, die ein möglicher Autor erfüllen muss. Mit diesem Werkzeug ging er auf die Suche und fand Edward de Vere. Alle anderen vorgeschlagenen Kandidaten erfüllen diese 18 Kriterien auch nicht annähernd. Edward de Vere erfüllt als einziger alle. Die Fülle der Indizien, die für de Vere sprechen, wird in keiner Weise bei den anderen Kandidaten in ähnlicher Anzahl erreicht. Aus der Widmung zu Shake-Speares Sonetten geht eindeutig hervor, dass der Autor 1609 schon verstorben war. Diese Tatsache wird von den Vertretern der Stradford-Theorie  nicht beachtet, es ist aber nichts Stichhaltiges dagegen vorgebracht worden. Alle genannten Kandidaten - mit Ausnahme von Christopher Marlowe - haben 1609 noch gelebt und scheiden schon aus diesem Grund als Autor aus. Christopher Marlowe wurde 1593 ermordet. Versuche von Anhängern der Marlowe-Theorie, sein Weiterleben zu behaupten, ruhen auf dürftigen Argumenten.

siehe: Die Kandidaten

Ist Shakespeares Dichtung nicht vielmehr das Werk einer Gruppe von Schriftstellern
(Autorenkollektiv / Gruppentheorie)?
Für einige von Shakespeares Dramen liegen gute Gründe vor, dass sie nicht von einer Hand stammen (u.a. Heinrich VIII., Perikles, Die beiden edlen Vettern, in geringem Maße gilt dies vermutlich auch für Macbeth). Die Annahme, dass der Autor in der späteren Zeit seines Schaffens mit anderen zusammengearbeitet haben soll oder gar in einem Autorenkollektiv mitgewirkt habe, ist immer wieder vertreten worden. Die Oxford-These hat die weit bessere Erklärung:
Zum Zeitpunkt des frühen Todes von Edward de Vere gab es unvollendete Werke. Um sie nicht aus dem Kanon ausschließen zu müssen, haben vermutlich seine Erben bzw. die Herausgeber seinner Werke andere Dichter gewonnen, um die unvollendeten Werke abzuschließen.

Wie kann Edward de Vere der Autor sein, da er 1604 starb und einige von Shakespeares Werken später geschrieben wurden?
Es wurde immer wieder versucht ein Entstehungsdatum nach 1604 für Der Sturm und für Macbeth nachzuweisen. Die Versuche sind aber gescheitert. Siehe Shakespeares Tempest
Für keines von Shakespeares Dramen ist ein Entstehungsdatum nach 1604 nachgewiesen.

Wollen die Oxfordianer nicht lediglich aus Snobismus einen Aristokraten als Dichter haben?
Wenn sachliche Argumente fehlen, ist es ein bekanntes Verfahren, die Gegner persönlich zu treffen (ad hominem). Der Vorwurf „Snobismus" ist ein Angriff dieser Art, der sich argumentativ nicht entkräften lässt.

Sind die Oxfordianer nicht lediglich Anhänger von Verschwörungstheorien?
Der Vorwurf, Anhänger einer „Verschwörungstheorie" zu sein, ist ebenfalls darauf gerichtet, den Diskussionsgegner zu diskreditieren. Auch hier erreichen Gegenargumente nicht viel. Die Oxford-Theorie ist aber keine Verschwörungstheorie, sondern behauptet, dass der Autor ein Pseudonym verwendet hat - eine in der Literatur nicht seltene Figur. Dass sein Name nicht bekannt werden sollte und auch nicht bekannt wurde, kann man vielleicht als „Vertuschung" bezeichnen, eine Verschwörung ist dafür nicht notwendig gewesen.

„Es ist mehr über das Leben von Shakespeare bekannt als über irgendeinen anderen Schriftsteller aus der Zeit."
Diese Behauptung wird immer wieder erhoben, abgeschrieben und weiterverbreitet. Was von Shakespeare bekannt ist, bezieht sich aber nicht auf die Tätigkeit eines Dichters, sondern eines Kaufmanns, Geldverleihers, Landerwerbers und in juristische Streite verwickelten Bürgers. Diana Price hat durch umfangreiche Studien nachgewiesen, wie viel über 24 Dichter und Schriftsteller der Shakespeare-Zeit bekannt ist. Bekannt in Bezug auf ihre Tätigkeit als Dichter oder Schriftsteller. Shakespeare ist mit Abstand derjenige, über den am wenigsten bekannt ist - nämlich nichts.