Stellungnahme zum Film "Anonymous"

Die in deutscher Übersetzung folgende Stellungnahme stand  vom  15. Juni  bis  16. Juli 2011 auf der Internetseite der  "Shakespeare Fellowship":

« Die "Shakespeare Fellowship" begrüßt Roland Emmerichs Regie des Films "Anonymous", betont aber, dass die in den Film übernommene „Prinz-Tudor"-Geschichte ohne Bedeutung für die Theorie ist, dass der Graf von Oxford der Dichter „Shakespeare" war.

Die "Shakespeare Fellowship" unterstützt ausdrücklich die Aussage, dass Edward de Vere, der 17. Graf von Oxford der wahre Dichter der Werke von William Shakespeare war und beglückwünscht Roland Emmerich zu seinem  Film, dem ersten großen Spielfilm, der dies spannende Thema behandelt. Wir hoffen, dass der Film viele dazu anregen wird der Verfasserschaftsfrage nachzugehen und für sich selber zu entscheiden, ob wirklich William Shakspere aus Stratford-upon-Avon der wahre Autor der großen Dramen und Gedichte war, die ihm herkömmlicher Weise zugeschrieben werden.

Die „Shakespeare Fellowship" weist darauf hin, dass Roland Emmerich seinen Film als fiktional bezeichnet. Er behauptet nicht, dass alle im Film gezeigten Ereignisse historisch sind. Er ist sich vollkommen bewusst, dass zwei Aussagen seiner Geschichte (Oxford sei der Sohn von Elisabeth I. gewesen und Oxford und Elisabeth hätten ein Kind gehabt, das als 3. Graf von Southampton aufgewachsen sei) weder von Historikern bestätigt noch von Oxfords Biografen behauptet werden. Diese Ansichten werden auch von der überwiegenden Mehrheit derjenigen nicht geteilt, die Oxford für „Shakespeare" halten,.

Die Hypothese - auch „Prinz-Tudor" Theorie genannt - ist für die Frage der Verfasserschaft von Shakespeares Werken ohne Bedeutung.

Es gibt diese Hypothese seit einigen Jahrzehnten, aber irgendwelche Belege durch die sie unterstützt werden könnte, fehlen nach wie vor. Das Recht von „Prinz-Tudor"- Befürwortern, ihre Gründe vorzutragen, die auf historischen Dokumenten beruhen oder sich in anderer Weise auf Indizien stützen und dabei anerkannte wissenschaftliche Methoden verwenden, ist zu respektieren. Allerdings gibt es zahlreiche zeitgenössische Dokumente, - Briefe, Testamente,  Regierungsakten - die bestätigen, dass Edward de Vere, der 17. Graf von Oxford, der Sohn des 16. Grafen von Oxford und seiner Gräfin Margery Golding ist und dass Henry Wriothesley, der 3. Graf von Southampton, der Sohn des 2. Grafen von Southampton und seiner Gräfin Mary Browne ist.

Der „Fall Oxford" - Edward de Vere als der wahre Autor von Shakespeares Werken - gewinnt schnell an Boden. Aber der Fall hat aber nichts mit einem königlichen Bastard zu tun. Solche Mutmaßungen werden weder für ein Verständnis des Dichterwerks gebraucht noch für die Begründung, warum der Autor die Anonymität wahren musste.»