Die eigentlich zu würdigende Leistung Shapiros in der Shakespeare-Verfasserschaftsdebatte besteht vielleicht darin, die Debatte aus Sicht der Orthodoxie vom einen Kasus in den anderen verschoben zu haben. Der bisherige, immer noch sehr gebräuchliche Kasus, in dem die Orthodoxie das Gespräch mit den Dissidenten zu führen pflegte, ist der Vituperativ (d. h. der Schmähungen). Den Vituperativ finden wir zum Beispiel bei Professor Michael Dobson in der Financial Times, wenn er einen lobenswerten, wenn auch noch zaghaften Schritt außerhalb der eigenen Fachgrenzen in den Bereich der Mentalmedizin wagt und allen Zweiflern an der orthodoxen Verfasserschaftsthese auferlegt, einen Psychiater aufzusuchen. Es ist mit Bezug auf die Verfasserschaftsdebatte sinnvoll, auf einen weiteren Kasus, den Aberrativ, hinzuweisen. Der Aberrativ drückt, wie schon die bloße Bezeichnung besagt, den Zustand der Aberration, der geistigen Verwirrung aus. Als Beispiel für einen Aberrativ kann das Wortspiel auf den Namen des Begründers des Oxfordianismus, Looney, angeführt werden: der Name wird dann wie „loony" verklanglicht, „loony" bedeutet „bekloppt".
Es ist meine Hypothese, für die ich allerdings keinen wissenschaftlichenen Status beanspruchen will, dass Vituperativ und Aberrativ zwei fortgeschritteneren Stadien der konzeptionellen und argumentativen Verdünnung als die im Blablativ angezeigten entsprechen. Der Vituperativ kommt bei einsetzender Verdunstung zur Anwendung, der Aberrativ bei drohender Implosion.
Shapiro verzichtet ausdrücklich auf den Aberrativ: er lehnt es ab, den Namen Looney als „loony" auszusprechen und empfiehlt den Orthodoxen, ihn als „lony" zu lesen -wie in „lonely" also. Ebenso verzichtet er auf den Vituperativ. Zu den Standardargumenten der Orthodoxie hatte lange die These gehört, dass Zweifler an der Verfasserschaft des Mannes aus Stratford notwendigerweise verrückt seien oder, wenn noch nicht soweit, es doch soweit kommen würde. Das Schicksal Delia Bacons, der ersten hartnäckigen Zweiflerin an dem Mann aus Stratford, wurde dabei stets zitiert: sie starb in einer psychiatrischen Anstalt. Shapiro würdigt gar Delia Bacons außerordentliche intellektuelle Begabung.