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Nicht eigne Sorgen, kein prophetisch Denken
Des weiten Erdballs, der von Zukunft träumt,
Kann meiner treuen Liebe Frist beschränken,
Als hätt ein Richterspruch sie eng umzäunt.
Heil blieb der Mond in Todesfinsternis,
Ernsthafte Augurn spotten eigner Kunde;
Unsichres krönt sich selbst nun als gewiss,
Und Friedens Ölzweig lächelt ewgem Bunde.
Nun, in den Tropfen dieser Balsamzeit
Steht meine Liebe frisch: Tod ist ihr hold;
Ich leb in armen Reimen ihm um Neid,
Wenn er sprachlosen, dunklen Herden grollt.
Und drin will ich fest dein Denkmal gründen,
Wenn eherne Gräber, wenn Tyrannenschilde schwinden.

(übersetzt von Gottlob Regis)