Anhang A

Fünf Schlüsselfragen, die der SBT nicht fragt und nicht beantworten kann

1) Was ist die Grundlage für die Behauptung, dass es "keinen Raum für Zweifel" darüber gäbe, wer die Werke geschrieben hat?

Wir wissen nicht, warum der „Birthplace Trust" (SBT) behauptet, dass es "keinen Raum für Zweifel" gibt. Angesichts der vielen Gründe, die in der Declaration of Reasonable Doubt (Erklärung über begründete Zweifel) dargelegt sind und all der sehr glaubwürdigen Personen, die Zweifel geäußert haben, scheint die Position des SBT unhaltbar. Hoffentlich werden sie das in einer Antwort auf die „Shakespeare Authorship Petition" aufklären.

2) Was sagen uns die sechs Unterschriften, die meistens dem Mann aus Strattford zugeschrieben werden, über sein Schreiben?

Die sechs Unterschriften, die im allgemeinen Mr.  S h a k s p e r e  aus Stratford-upon-Avon zugeschrieben werden, sind so schlecht ausgeführt, dass selbst Experten sich nicht darüber einigen konnten, wie jede von ihnen buchstabiert wird. Jede der sechs ist in der "English secretary hand " ausgeführt, die damals an den Lateinschulen unterrichtet wurde.
Aber in einer Zeit, in der gebildete Menschen mit Stolz und großer Sorgfalt und auf Unterschiede bedacht* vor allem juristische Dokumente unterschrieben, liegen  S h a k s p e r e s  sechs Unterschriften weit unter der Norm.

Dies kann man leicht durch einen Vergleich dieser sechs Unterschriften mit Dutzenden von Unterschriften anderer Schauspieler in Henslowes Tagebuch und Aufzeichnungen bestätigen. Es ist wird noch offensichtlicher, wenn sie mit den Unterschriften von anderen Autoren der Zeit verglichen werden, die in W. W. Gregs  Buch English Literary Autographs 1550-1650 dokumentiert sind. Es ist bezeichnend, dass Greg  S h a ks p e r e s  Unterschriften nicht in sein Buch aufgenommen hat, wofür er folgende Entschuldigung anbietet:

„Von vielen Autoren, die ich auch gerne aufgenommen hätte, standen leider keine Autographen zur Verfügung; darüber hinaus gibt es in einigen Fällen nur eine bloße Unterschrift, wobei ich entschied, dass diese von keinerlei Nutzen für meine Zwecke wäre." Wir finden sie nützlich für unsere Zwecke.

Schaut man die sechs Unterschriften einzeln an, so befinden sich sind drei auf den drei Seiten seines Testamnets, das er etwa einen Monat, bevor er starb, verfügt hat. Einige sagen, er könnte zu der Zeit krank gewesen sein. Aber das würde die Unleserlichkeit der drei anderen nicht erklären, eins aus dem Jahr 1613 (legal deposition) und zwei von 1612 (Blackfriar's gatehouse mortgage and deed).

In keiner der Unterschriften kann keiner der Buchstaben sicher erkannt werden, ganz im Gegensatz zu selbst den ärmlichsten Unterschriften von Schauspielern seiner Zeit. Noch auffälliger ist der Vergleich mit anderen Schriftstellern, von denen fast alle in der „Italian hand" schrieben**.
Angesichts der Unlesbarkeit  S h a k s p e r e s  sechs Unterschriften und dem völligen Fehlen von irgendetwas Schriftlichen von seiner  Hand, widerspricht es jeder Wahrscheinlichkeit, dass dieser Mann ein professioneller Schriftsteller gewesen ist.

* „In der elisabethanischen und jakobinischen Zeit nahmen alle ihre Handschrift, auch die „workaday secretary hand", viel ernster, als es heute üblich ist. Sie hatten sie in der Schule gelernt und waren als Erwachsene bemüht, Regelmäßigkeit und Unterscheidbarkeit in ihrer Schrift zu erreichen." Giles E. Dawson & Laetitia Kennedy-Skipton.  Elizabethan handwriting 1500-1650, a Manual New York: W.W. Norton & Co, 1966.

** Die Gebildeten, die die Universität besucht hatten oder ins Ausland gereist waren, beherrschten mit Leichtigkeit sowohl die englischen als auch die italienischen Schreibweise. Obwohl sie die erstere bei ihrerm normalen Schriftverkehr verwendeten, unterzeichneten sie ihren Namen in der „Italian hand".  Sylvanus Urban, Herausgeber von The Gentlemans Magazine, Vol.. 287,.

3) Was sagen wissenschaftliche Studien zur Genie-Forschung über die Fähigkeiten der Person, die die Werke schrieb?

Die Frage, ob  S h a k s p e r e  den Hintergrund hatte, um ein Genie zu werden, wird von den orthodoxen Gelehrten darauf reduzieret, ob er die Stratforder Lateinschule besucht hat. Sie nehmen an, dass der Sohn eines ehemaligen Amtsträgers der Stadt die Schule kostenlos besuchen konnte. Sie gehen davon aus, dass er das tat, und also sei die Sache geklärt. Als ob dies ausreichend für das große Genie Shakespeare sei. Die akademische Genie-Forschung sagt aber etwas anderes. Es muss mehr da sein, und das ist nicht vorhanden.

Dean Keith Simonton, Ph.D., Professor für Psychologie an der University of California in Davis, und ein führender Experte in der Kreativitäts- und Genieforschung, beschreibt in Origins of Genius, Darwinian Perspectives on Creativity (1999), von welchen Eigenschaften zu erwarten ist, dass sie vorhanden sind.

Die Forschungsergebnisse, die er zusammenfassend darstellt, beruhen auf den Biografien von anderen bekannten Genies (Shakespeare ist nicht darunter, weil viel zu wenig über ihn bekannt ist, vor allem nichts von seiner Jugendzeit). Die typischen Merkmale sind:

(1) eine reichhaltige häusliche Umgebung während der Kindheit,
(2) Wohnung an verschiedensten Orten innerhalb der Kindheit,
(3) eine entscheidende Schicksalswende in der Familie - insbesondere Verlust eines oder beider Elternteile früh im Leben,
(4) Autodidakt, mit ungewöhnlich breiten Interessen,
(5) eine Tendenz zum unabhängigen, autonomen Leben, unkonventionell, rebellisch, bereit zum Bildersturm,
(6) in der Geschwisterreihe später geboren, nicht erstgeboren oder "funktional" erstgeboren,
(7) emotional und psychisch instabil,
(8) multikulturell und zweisprachig (Origins, Kapitel 3 und 4).

Im Hinblick Blick auf diese Eigenschaften ist es schwierig, etwas zu finden, das für  S h a k s p e r e  spricht. Er war funktionell der Erstgeborene (zwei ältere Geschwister starben, bevor er geboren wurde). Nichts deutet auf eine reichhaltige häusliche Umgebung. Beide Eltern unterschrieben mit einer Marke und es ist sehr wahrscheinlich, dass sie keine Bücher besaßen. Er verbrachte seine ganze Jugend in Stratford. Sein Vater geriet später zwar in Schwierigkeiten, aber es gab keine Schicksalswende in der Familie während seiner Kindheit. Beide Eltern lebten bis in sein Erwachsenenalter. Er war nicht multikulturell, und nichts deutet darauf, dass er England jemals verließ. Es weist auch nichts auf eine Zweisprachigkeit. Einige nehmen an, dass er Autodidakt war, aber dafür gibt es keine Belege. Nichts zeigt, dass er besonders unkonventionell oder rebellisch oder geistig und emotional instabil war.

Die Vorstellung, dass  S h a k s p e r e  unser größtes literarisches Genie war, scheint dem zu widersprechen, was wir von den Entwicklungs- und Persönlichkeitsmerkmalen eines literarischen Genies wissen können und erwarten müssen. Wie könnten all die wissenschaftlichen Ergebnisse in diesem einen Fall so vollkommen falsch sein? Die Tatsache, dass Mr. S h a k s p e r e  diesen Merkmalen nicht entspricht, ist einer der wichtigsten Gründe, um der Autorschaftsfrage nachzugehen - das Rätsel des literarischen kreativen Genies zu klären.

4) Wieso haben viele Personen, die den Mann aus Stratford kannten und auch vom Autor Shakespeare wussten, die beiden aber nie miteinander verbunden?

Die Tatsache, dass nie jemand in Stratford-upon-Avon seinen Nachbarn William S h a k s p e r e mit dem bekannten und bewunderten Shakespeare-Kanon in Verbindung gebracht hat, führt zu einer zentralen Frage, die nie von den Orthodoxen beantwortet oder auch nur gestellt wurde.

Sir Fulke Greville, selber ein Dichter und Dramatiker und im gleichen Landesteil geboren und aufgewachsen, war mit den Ardens, der Familie von Shakespeares Mutter, verwandt. Er war ein bekannter Mann in Stratford-on-Avon, und nach dem Tod seines Vaters im Jahre 1606 wurde ihm das Amt des Recorders von Warwick und Stratford-upon-Avon übertragen, das sein Vaters lange inne gehabt hatte. Seine engsten Freunde waren die Dichter Edward Dyer und Philip Sidney und er war ein Förderer von Samuel Daniel. Doch nirgendwo in Fulke Grevilles Erinnerungen oder in den Briefen, die er schrieb oder erhielt, gibt es eine Erwähnung des bekannten Dichters und Dramatikers William Shakespeare, der angeblich in seiner unmittelbaren Nähe gelebt haben soll.

Der Dichter und Dramatiker Michael Drayton war in Warwickshire, nur etwa 25 Meilen von Stratford-upon-Avon entfernt, geboren und aufgewachsen. Er schrieb Theaterstücke, die auf der Londoner Bühne in den späten 1590er Jahren aufgeführt wurden, etwa zur gleichen Zeit wie die von Shakespeare. Im Jahre 1612 veröffentlichte Drayton sein Gedicht Poly-Olbion, eine Geschichte Englands Grafschaft für Grafschaft, die bekannte Persönlichkeiten aller Art erwähnt. Darin bezog er sich oft auf Chaucer, auf Spenser und auf andere englische Dichter. Aber in seinem Abschnitt über Warwickshire erwähnt er Stratford-upon-Avon oder Shakespeare nicht, obwohl Shakespeare um 1612 ein bekannter Dramatiker war. Während der letzten 30 Jahre seines Lebens war Drayton häufig im Sommer zu Besuch in Clifford Chambers, einem Dorf etwa zwei Meilen von Stratford-upon-Avon entfernt. Er war auch ein gelegentlicher Patient von Dr. John Hall, William S h a k s p e r e s Schwiegersohn. Doch nirgends in seiner Korrespondenz hat sich Michael Drayton jemals auf William Shakespeare bezogen, sondern erst mehr als zehn Jahre nach Mr. S h a k s p e r e s Tod. Dann schließlich schrieb er vier Zeilen darüber, was für ein guter Komiker dieser gewesen sei. Es bleibt aber unklar, ob er ihn als Dramatiker, Schauspieler oder wegen irgendeiner anderen Eigenschaft erwähnt hat.

Shakespeares eigener Schwiegersohn Dr. John Hall hat Hunderte von anekdotischen Aufzeichnungen über seine Patienten und ihre Krankheiten aufgezeichnet. Er erwähnte häufig ihre Eigenschaften und Leistungen und merkte zum Beispiel an, dass Michael Drayton eine "ausgezeichneter Dichter" sei. Dr. Hall hat sehr wahrscheinlich auch den Vater seiner Frau während der 10 Jahre behandelt, als sie nur wenige Minuten von einander entfernt gewohnt haben. Aber nirgendwo in seinem Notizbuch gibt es eine Erwähnung von William  S h a k s p e r e , nicht einmal bei seinem Tod im Jahre 1616.

Es ist äußerst seltsam, dass er in den frühen 1630er Jahren, als er die Behandlungsfälle zusammenstellte, die er veröffentlichen wollte, seine Aufzeichnungen über die Behandlung seines angeblich so berühmten Schwiegervaters vergessen haben soll, dessen gesammelte Werke nur ein paar Jahre früher erschienen waren.

Der berühmte Historiker und Altertumsforscher William Camden war bestens mit der literarischen und intellektuellen Welt seiner Zeit vertraut. Er kannte Philip Sidney, war ein geschätzter Freund von Michael Drayton, und es wird erzählt, dass er ein Lehrer von Ben Jonson war. Im Amt eines „Clarenceaux King of Arms" war er im Jahre 1597 einer der beiden Beamten im „College of Arms" (zuständige Behörde für die Erteilung des Rechts ein Wappen zu führen), der den Antrag von John S h a k s p e r e , Williams Vater, genehmigte, sein bestehendes Wappen mit dem Wappen der Familie seiner Frau, den Ardens von Wilmcote, zusammen darstellen zu dürfen. William Camden kannte also die  S h a k s p e r e s , Vater und Sohn, aus Stratford.

Camden veröffentlichte 1607 die sechste Auflage seine Buches Britannia, seine Geschichte aller Grafschaften Englands. In dem Abschnitt über Stratford-upon-Avon schreibt er, dass dieser "kleine Marktflecken" "seine ganze Bedeutung" zwei Einheimischen verdanke: John de Stratford, dem späteren Erzbischof von Canterbury, der die Kirche erbaut habe, und Hugh Clopton, den späteren Bürgermeister von London, der die Clopton Brücke über den Avon gebaut hat. Den bekannten Dramatiker William Shakespeare, der angeblich in der gleichen Stadt lebte, erwähnte er nicht.

Der Theater-Besitzer Philip Henslowe und der bekannten Schauspieler Edward Alleyn waren mehrere Jahrzehnte lang führende Mitglieder der elisabethanischen Theaterwelt. In ihren erhalten gebliebenen Tagebüchern, Briefen und anderen Papieren erwähnen sie Dutzende von Schauspielern, Dramatiker, Theaterstücke und Schauspielertruppen. Doch in keinem dieser Dokumente kommt der Name "William Shakespeare" vor. Wenn Shakespeare wirklich der geschäftige Schauspieler und Dramatiker war, wie uns erzählt wird, dann hätten Henslowe und Alleyn ihn gekannt und würden ihn in ihren Tagebüchern und Briefen erwähnt haben.
Dies Beweismaterial, das nie widerlegt wurde, zeigt zumindest, dass es vernünftige Zweifel daran gibt, dass der Stratforder Geschäftsmann Englands größter Dramatiker gewesen sein soll.
- Ramon Jiménez, Autor zweier Bücher über die römische Republik, sowie zahlreiche Urheberschafts-Artikel in The Oxfordian und SOS-Newsletter.

5) Warum sagte der Autor, er erwarte nicht und wolle nicht, dass sein Name in Erinnerung bleibe?

Orthodoxen Gelehrten behaupten, dass für eine lange Zeit niemand die Identität des Autors  nach seinem Tod in Frage gestellt habe. Aber sie übersehen, dass der Autor von sich selber gesagt hat, dass er weder gewollt noch erwartet hat, dass sein Name in Erinnerung bleiben würde, und dass seine Werke andere verewigen würden, ihn selber aber nicht.
Nichts davon ergibt einen Sinn, es sei denn, dass sein Name zu seiner Zeit  nicht mit seinen Werken verbunden war.
Er sagt immer wieder, dass er unwiederbringlich in Schande geraten sei (Sonette 29, 37, 112, 121). Ist es dann schwer, sich vorzustellen, dass ein solcher Mann seinen Namen getrennt von seinen Werken halten wollte?

Sonnet 72

O! lest the world should task you to recite
What merit lived in me, that you should love
After my death,-dear love, forget me quite,
For you in me can nothing worthy prove.
Unless you would devise some virtuous lie,
To do more for me than mine own desert,
And hang more praise upon deceased I
Than niggard truth would willingly impart:
O! lest your true love may seem false in this
That you for love speak well of me untrue,
My name be buried where my body is,
And live no more to shame nor me nor you.
For I am shamed by that which I bring forth,
And so should you, to love things nothing worth.

Übersetzung von Gottlob Regis:

O, daß die Welt dir nicht mit Fragen droht,
Welch ein Verdienst du in mir lieben können,
Vergiß mich, Lieber, ganz nach meinem Tod;
Denn nichts Vollkommnes kannst du an mir nennen:

Es wäre denn, daß fromme Lügen du
Erfändest, mehr als mein Verdienst ertrüge;
Mit Kränzen schmücktest meine Totentruh,
Die karge Wahrheit gern herunterschlüge.

O, daß nicht falsch dein wahres Lieben nun,
Wenn du nun Liebe lögest, wird erfunden,
Laß bei dem Leibe meinen Namen ruhn!
Uns beiden zum Gewinn sei er verschwunden.

Denn meine Früchte, sie beschämen mich;
Und so wär Tand zu lieben, Schmach für dich.

Sonnet 81

Or I shall live your epitaph to make,
Or you survive when I in earth am rotten,
From hence your memory death cannot take,
Although in me each part will be forgotten.
Your name from hence immortal life shall have,
Though I, once gone, to all the world must die:
The earth can yield me but a common grave,
When you entombed in men's eyes shall lie.
Your monument shall be my gentle verse,
Which eyes not yet created shall o'er-read;
And tongues to be your being shall rehearse,
When all the breathers of this world are dead;
You still shall live, such virtue hath my pen,
Where breath most breathes, even in the mouths of men.

Übersetzung von Gottlob Regis:

Entweder leb' ich, dir die Grabschrift zu ersinnen,
Oder du dauerst noch, wenn Moder mich verzehrt.
Dein Angedenken rafft kein Tod von hinnen,
Wenn auch von mir kein Lebender mehr hört.

Fortan unsterblich wird dein Name leben,
Wenn mich auf ewig Staub der Welt verbarg
Mir kann die Erd' ein schlechtes Grab nur geben;
Du ruhst in Menschenaugen eingesargt.

Mein Freundesvers wird sein dein Monument,
Daß dich noch ungeborne Augen lesen
Und kommender Geschlechter Mund dich nennt,
Wenn alle Atmer dieser Welt verwesen.

So hält dich da, wo Odem nie versiegt,
Auf Menschenlippen atmend mein Gedicht.