Anhang B

Sechs verbreitete Gemeinplätze über die Werke und die Zweifler

1) "Solange wir die Dramen und Gedichte haben, ist die Identität des Autors egal."

Wenn die Identität von Shakespeare keine Rolle spielt, wessen Identität denn dann? Von niemandem? Seine Identität ist allerdings von Bedeutung! Solange das Werk wichtig ist, ist auch der Autor wichtig. Diese können nicht vollständig verstanden und gewürdigt werden ohne Verständnis seiner Sicht. Es ist eine entscheidende Frage für alle, um die Werken, die prägende literarischen Kultur, in der sie geschaffen wurden, oder um das Wesen von literarischer Kreativität und von Genialität zu verstehen. Selbst orthodoxe Gelehrte sagen nicht mehr - was sie früher taten -, dass es keine Rolle spiele.

2) "Die Zweifler behaupten, dass ein Mann aus bescheidenen Anfängen kein großer Schriftsteller werden konnte."

Dies ist ein falsches, stereotypes Klischee, das zur Verteidigung der Orthodoxie verkündet wird, um die Zweifler zu diskreditieren. Es wird aber niemals ein Zweifler zitiert, der diese Ansicht vertritt, und man sollte auf der Angabe eines Zitats bestehen. Eine genaue Aussage ist in der Erklärung über Begründete Zweifel (Reasonable Doubt) zu finden:

"Die Gelehrten wissen nichts darüber, wie er sein breites und tiefes Wissen erwoben hat. Das heißt nicht, dass auch ein einfacher Bürger es irgendwie hätte schaffen können, und sogar in den strengen hierarchischen Strukturen des Elisabethanischen England. Aber wäre das möglich gewesen, ohne die geringste Spur zu hinterlassen?"

Das ist das Problem: Es wäre eine bemerkenswerte Leistung gewesen; die müsste bemerkt worden sein und müsste Spuren hinterlassen haben. Das ist aber nicht das, was man im Falle von Mr. S h a k s p e r e  findet.

3) "Skeptiker, die aristokratische Kandidaten als Autor befürworten, folgen ihrem Snobismus."

Anzunehmen, dass all die vielen hervorragenden Skeptiker durch Snobismus motiviert worden sind, ist abwegig. War etwa Walt Whitman, der Dichter der Demokratie und der einfachen Leute, ein Snob? Dieses ad hominem Argument ist ein Ablenkungsmanöver, das von den Verteidigern der Orthodoxie eingesetzt wird. Diejenigen, die sich dessen bedienen, sollten aufgefordert werden, Beweise für ihre Behauptung zu liefern. Das können sie nicht. Es ist ein Hilfsmittel, mit dem sie vermeiden, sich mit Belegen auseinander setzen zu müssen, die ihren Annahmen widersprechen.
Justice Antonin Scalia, Richter am Obersten US-Gerichthof, hat auf Folgendes hingewiesen: "Es ist ... viel wahrscheinlicher, dass [die Stratfordianer] durch eine demokratische Voreingenommenheit beeinflusst sind als [die Anhänger eines Aristokraten] durch eine aristokratische." (Artikel in The Wall Street Journal, 19. April 2009)

4) "Das Phänomen der Zweifel an Shakespeares Identität ist eine psychologische Abweichung."

Diese Behauptung, die auf der Website des Shakespeare Birthplace Trust erschien, ist falsch. Nach der Aufforderung, seine Behauptung zu belegen, war der SBT nicht in der Lage, dem nachzukommen. Siehe den Brief in Anhang C.

5) „Die Kontroverse um den Autor ist nur eine andere Verschwörungstheorie, nicht anders als andere auch."

Die zahlreichen Zweifler und bedeutenden Skeptiker einfach als "Verschwörungstheoretiker" zu bezeichnen, ist abgeschmackt. Zu viele sehr glaubwürdige Personen haben Zweifel geäußert, die sich nur auf diesen einen Autor beziehen. Auch dieses ad hominem Argument wird von den Stratfordianern verwendet, um vom Thema abzulenken. Diejenigen, die es verwenden, sollten die Namen von unabhängigen Experten nennen, die dieser Ansicht zustimmen. Es ist ein Hilfsmittel, mit dem sie vermeiden wollen, sich mit Belegen auseinander setzen zu müssen, die ihren Annahmen widersprechen.

6) „Zweifler verwenden nicht die gleichen Methoden wie etablierte Wissenschaftler bei der Zuordnung der Autorschaft."

Es kann einige Zweifler an der Autorschaft geben, die für etablierte Wissenschaftler nicht akzeptable Methoden verwenden. Aber sie sind Ausnahmen, nicht die Regel. Es ist unsinnig, von all den vielen herausragenden Skeptikern so zu denken. Viele von ihnen sind selbst etablierte Wissenschaftler. Mehr als 800 Unterzeichner der Erklärung über begründete Zweifel haben universitäre Abschlüsse. Wo ist der Beweis, dass all diese Menschen Methoden verwenden, die inakzeptabel sind ... für wen?