Frage 2

Hat Shakespeare die König Edward VI. Grammar School in Stratford-upon-Avon besucht?

[Lois Potter, der ehemalige „Ned B. Allen Professor für Englisch" an der University of Delaware, antwortet für die SBT.]

Die Schulberichte für diesen Zeitraum haben sich nicht erhalten, aber er muss diese Schule besucht haben. Sein Vater war Stadtrat und er hätte eine kostenlose Bildung haben können. Auch die Stücke zeigen, dass er den Grundtext der Schulbücher kannte. Zum Beispiel sagt Benedikt in Viel Lärm um nichts die ziemlich seltsame Zeile "What, interjections? Well, then, some be of laughing, as Ha ha he he" (Nun? Interjektionen? Freilich! Einige werden gebraucht beim Lachen, als z. B. Ha, Ha, Ha!) Das stammt aus dem Abschnitt über Interjektionen in William Lilys Grammatik, die jeder Lehrer im Land zu benutzen hatte. Die Schüler mussten auch viele Sprichwörter und kurze Sprüche auswendig lernen. So sagt Leontes seinem Sohn in Ein Wintermärchen: „We must be neat" (Wir müssen ordentlich sein). Sein Sohn ist erst sieben und hätte gerade erst damit begonnen, kurze lateinische Sätze wie „Mundus esto" zu lernen, was soviel bedeutet wie: „sei ordentlich".

In Die lustigen Weiber von Windsor wird ein Schuljunge namens William zur Grammatik gefragt. Er weiß nicht sehr viel, aber seine Mutter ist es zufrieden.

Erwiderung:

Es ist unmöglich zu entscheiden, ob er die "King's New School" in Stratford besucht hat oder - wenn überhaupt - wie lange, da alle Unterlagen darüber verloren gingen. Wahrscheinlich hat er sie eine Zeit lang besucht - zumindest lange genug, um lesen zu lernen. Aber nach seinen sechs erhaltenen Unterschriften zu urteilen (wenn sie denn alle von ihm sind), nicht lange genug, um eine gute Schreibfähigkeit entwickeln zu können.

Am Ende seines Lebens gibt sein ausführliches Testament, das von einem Gerichtsschreiber aufgesetzt wurde, keinen Hinweis auf einen Schriftsteller. Dies steht im Einklang mit dem seltsamen Fehlen von Manuskripten und sogar von Briefen von seiner Hand.

Ein Verweis auf die Latein-Grammatik von William Lily ist kaum geeignet, das Feld der möglichen Autoren einzuschränken. Durch ein Gesetz war geregelt, dass dies Buch von allen Anfängern zu benutzen war, und jedes Kind, das eine Ausbildung erfuhr, lernte nach dem gleichen Lehrplan für alle Lateinschulen (Grammar Schools). Dies galt auch für Kinder des Hochadels und sogar für die königliche Familie, über deren Erziehung detaillierte Unterlagen vorliegen.

Der Hauptunterschied war, dass Aristokraten die besten Lehrer hatten und besondere Zuwendung erfuhren. Solche Vorteile waren für andere nicht erreichbar, obwohl sie auch eine gute Ausbildung bekommen konnten. Marlowe war so gut in der Lateinschule, dass er ein Stipendium für Cambridge gewonnen hat. Warum hat Shakspere kein Stipendium erhalten? Warum blieb sein angebliches Talent unerkannt?

Ein Beispiel dafür, wie die Verweise auf Lilys A Short Introduction of Grammar auch ganz anders erklärt werden können:

William Lily (oder Lyly) war der Großvater des Schriftstellers und Dramatikers John Lyly, der Sekretär, Mitarbeiter und Verwalter des 17. Grafen von of Oxford war. John Lyly, Anthony Munday und andere in Oxfords Gefolge waren alle Schüler einer Lateinschule gewesen. Oxford selbst war der Schirmherr der Lateinschule in Earls Colne, die er leitete. Die Zitate aus Lylys Grammatik verweisen keineswegs einseitig auf  S h a k s p e r e  und die Stratforder Lateinschule. (s. The Oxfordian 11: 113-136)

- Robin Fox, Ph.D., D. Sc, University Professor of Social Theory, Rutgers University.

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