Frage 31

Wie hat sich die Shakespeare-Verfasserschafts-Diskussion in der Literatur dargestellt?

[Paul Franssen, Dozent für englische Literatur an der Universität Utrecht, Niederlande, antwortet fürden SBT.]

Abgesehen von Wissenschaftlichkeit haben Anti-Stratfordians auch fiktionale Werke über die Urheberschaftsfrage produziert. Einige dieser Werke konzentrieren sich auf die bevorzugten Kandidaten - Bacon oder Oxford - und vermuten, dass der Name "Shake-speare" ein Pseudonym war. Aber manchmal existiert Shakespeare darin als ein Strohmann für den realen Autor. Der wird dann in der Regel als ein Bauernlümmel dargestellt, ohne Talent oder Sitte und Stratford als das Ende der Welt. Dass Shakespeares Vater ein angesehener Kaufmann war und ehemaliger Bürgermeister, dass die Stadt ein gutes Gymnasium hatte, diese unbequemen Fakten werden ignoriert. Der Grund ist offensichtlich: die gesamte Anti-Stratfordianische Sache beruht auf der Annahme, dass der Mann aus Stratford unmöglich das notwendige Wissen haben konnte, um seine Stücke zu schreiben, die nur von einem Aristokraten stammen könnten. Um dieses Szenario wahrscheinlicher aussehen zu lassen, wird Shakespeare als ein Ignorant verspottet, und die Tatsachen, die etwas anderes zeigen, werden unter den Teppich gekehrt.

Erwiderung:

Paul Franssen sagt, dass "die gesamte Anti-Stratfordianische Sache auf der Annahme beruht, dass der Mann aus Stratford unmöglich das notwendige Wissen habe konnte, um seine Stücke zu schreiben"

Nein, das ist nicht unsere Position!

Wie in unserer Antwort auf Frage 5 schon ausgeführt wurde, ist die Frage nicht, dass es ein Bürgerlicher, "auch in den starren, hierarchischen sozialen Strukturen des elisabethanischen Englands nicht irgendwie geschafft haben könnte, sondern wie er das hätte schaffen können, ohne die geringste Spur zu hinterlassen". „Außerdem wäre es eine beachtliche Leistung gewesen und müsste in der Zeit bemerkt und kommentiert worden sein. Darüber ist aber nichts zu finden."

Franssen spricht nur von fiktionalen Werken zur Urheberschaft von Zweiflern, aber entsprechende fiktionale Werke von Stratfordianern nennt er nicht. Er erwähnt z. B. nicht die rein fiktionale, sogenannten „Biographie" Will in der Welt vom Harvard Anglistik Professor Stephen Greenblatt. Das Buch beginnt: "Lasst uns vorstellen", und Greenblatt räumt ein, dass es sich nicht um ein biographisches Werk, sondern um seine persönlichen Fantasien handelt. Er wurde dafür von seinem Kollegen James Shapiro in dessen Buch Contested Will kritisiert und von dem vielleicht besten gegenwärtigen englischen Renaissance-Forscher, Alastair Fowler, lächerlich gemacht.

Greenblatt hatte im Jahre 2004 einen Ausrutscher und war in einer untypischen Weise offen. Berichtet wird davon in einem Artikel im Harvard Alumni Magazine (Sept-Okt, 2004). Bezugnehmend auf die Urheberschaftskontroverse sagte Professor Geenblatt:

 „Während ich das Buch schrieb, lernte ich absurde Fantasien zu respektieren - wenn ich dass so sagen darf - jedenfalls etwas mehr als am Anfang des Schreibens ... ich habe jetzt mehrere Jahre harter Arbeit hinter mir und 40 Jahre ernsthafter akademischer Ausbildung und kämpfe mit der Schwierigkeit, aussagekräftige und überzeugende Verbindungen zwischen dem Leben dieses Dichters und der Werke, die er geschaffen hat, aufzuzeigen."

Greenblatt fand es "schwierig", sinnvolle Verbindungen zwischen dem Schriftsteller und seinen Werken herzustellen! Das ist unser Punkt und der Grund, warum so viele Menschen Zweifel zum Ausdruck gebracht haben. Doch trotz dieser Einsicht schreibt Greenblatt ein Jahr später in einem Brief an den Herausgeber der New York Times:

 „Die Idee, dass William Shakespeares Autorschaft ... eine Vermutung sei, und die Idee, dass die "Urheberschaft-Kontroverse " in der Schule unterrichtet werden sollte, findet ihre Entsprechung in der aktuellen Argumentation , dass "Intelligentes Design" neben der Evolution unterrichtet werden soll.
In beiden Fällen gibt es einen überwältigenden ... Konsens, der auf einer sorgfältigen Bewertung der harten Fakten beruht und der von leidenschaftlich vorgetragenen Fantasien in Frage gestellt wird und deren Anhänger die gleiche Zeit zur Darstellung fordern. Die Forderung scheint harmlos zu sein, bis man auf seine Auswirkungen achtet. Sollte die Behauptung, dass der Holocaust nicht stattfand, Teil des Standard-Lehrplans werden?"

Eine "überwältigende Mehrheit"? Das ist jetzt wirklich eine Fiktion! Zwei Jahre später, am 22. April 2007. berichtete die Times über Ergebnisse einer Umfrage, die unter Shakespeare- Professoren in den USA durchgeführt wurde. Zweiundachtzig Prozent sagte, dass es "keinen guten Grund gäbe, danach zu fragen, ob William Shakespeare aus Stratford-on-Avon der wichtigste Autor der Gedichte und Theaterstücke sei, die ihm zugeschrieben werden". Aber 6% sagen, dass es "gute Gründe gäbe", und weitere 11%, dass es „möglicherweise gute Gründe gäbe". Es ist undenkbar, dass 17% der Biologie-Professoren an der Evolution zweifelt oder dass 17% der Geschichtsprofessoren den Holocaust leugnet. Aber man muss feststellen, dass 17% der US Shakespeare-Professoren Zweifel an Shakespeares Autorschaft hat.

Diejenigen, die Zweifel haben, sind eine Minderheit, aber keine so kleine Minderheit, dass sie ignoriert werden könnten oder ihnen verboten wird, das Thema mit ihren Studenten zu behandeln, was Prof. Greenblatt fordert.

Tatsächlich ist jede Biographie von Shakespeare ein fiktionales Werk. Orthodoxe Shakespeare Experten haben den falschen Mann, was man an dem schier endlosen Strom von phantasievollen sogenannten „Biographien" sehen kann, und haben versucht, die Knochen mit Fleisch zu versehen, was Mark Twain so beschrieb: "Ein Brontosaurier - neun Knochen und 600 Tonnen Gips."

John M. Shahan, Chairman und CEO, Shakespeare Authorship Coalition
Dr. Kurt Kreiler, Autor von "Anonymous SHAKE-speare: The Man Behind"

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