Warum Verschwörungstheorien?
[Simon Palfrey, Professor für
englische Literatur und Fellow of Brasenose College, University of Oxford,
antwortet für den SBT.]
Verschwörungstheorien begannen, sobald der Dichter geheiligt wurde. Wir
wünschen, dass unsere Heiligen einen Hauch des Unmöglichen an sich haben. Sie
sind nicht nur menschlich. Verschwörung ist dann ein anderes Wort für Gott, es
liefert erst etwas Erstaunliches, um dann über die Stränge zu schlagen.
In dieser Art des Denkens und in unseren Phantasien über Autorschaft drücken
sich unsere tief verwurzelten Bedürfnisse nach Magie aus. Es mag nur ein paar
Verschwörungstheoretiker geben, aber wie viele von uns sehnen sich danach, dass
wenigstens einer ihrer Verschwörungen wahr sei?
Aber wir wollen keine falsche Form von Magie. So wie die Prinzessin, die in Wahrheit eine Schäferin ist, wollen wir nicht, dass unsere Helden von niedriger Geburt und unverbesserbare Plebejer sind. Wir denken vielleicht nicht so, aber es ist so.
Oder vielleicht hatte Coleridge recht: Shakespeare ist ein Kind geblieben, eine Art Wechselbalg; wäre er ein Mensch von echtem Fleisch und Blut gewesen, wäre er ein Monster.
Oder vielleicht war unser Niemand mit leerem Gesicht von Anfang an so: Er stahl sich in unbekannte Räume, sah alles und jeden, bevor irgendjemand ihn nur bemerkt hätte, um dann zu verschwinden. Er war sein eigener Verschwörer.
Erwiderung
Nachdem wir vergeblich in diesem Text nach etwas gesucht haben, auf das es sich lohnen könnte einzugehen, übergehen wir ihn.
Wer sich für unsere Erwiderungen auf die Behauptung, die Shakespeare-Autorschaftsfrage sei eine "Verschwörungstheorie" (was immer das bedeutet), interessiert, sollte dies bei den Fragen 42 und 55 nachlesen.
Wir finden es befremdend, dass der SBT behauptet, Zweifler seien unwissenschaftlich - und dann wird so etwas wie dieser Text veröffentlicht!
- Die Herausgeber -