Frage 55

Welche anderen Theorien könnten mit der Shakespeare-Urheberschaft-Verschwörungstheorie verglichen werden und warum?

[Im Transkript nur als „Urheberschafts-Thema" bezeichnet]

[Kate McLuskie, von 2005 bis 2011 Direktor von The Shakespeare Institute, University of Birmingham und Autorin von "Autoren und ihre Werke: Macbeth", antwortet für den SBT.]

Shakespeare wusste, dass Geschichten erzählen und glauben der beste und der schlechteste Weg ist, um zur Wahrheit zu kommen. Seine Stücke sind voll von Figuren, die Geschichten und Lügen erzählen. Und die unwahrscheinlichste Wahrheit von allen - dass Banquos Geist zum Bankett kommen könnte - wird als ein Altweibergeschwätz abgewiesen.

Kein Wunder also, dass die Geschichte vom Sohn eines Stratforder Handschuhmachers, der der größte Dichter und Dramatiker Englands wurde, lieber nicht geglaubt wird.

Geschichten, die immer gerne geglaubt werden, enthalten dunkle und unheimliche Kräfte, verborgenen Wahrheiten, gestohlene Dokumente.

Von Dianas Tod bis zur Mitschuld des Präsidenten an 9/11: die Geschichten von Verschwörungen erscheinen immer befriedigender als die verfahrene Komplexität der Wahrheit. Sie sind sicherlich besser für Filme geeignet. Wenn wir lieber glauben, dass „schön hässlich und hässlich schön" ist („fair is foul, and foul is fair"), dann wird die Autorschaft von Shakespeares Stücken ein Geheimnis bleiben. Alternativ können Sie sich aber mit den weiter entfernten Geheimnissen der Stücke selbst befassen.

Erwiderung:

Von einer "Shakespeare-Autorschafts-Verschwörungstheorie" zu sprechen ist eine PR-Masche des SBT. Interessanterweise bezieht der SBT sich auf nur ein "Urheberschafts-Problem" im Transkript, was zeigt, dass es auch dem SBT unnatürlich erscheint, von einer "Verschwörungstheorie" zu reden.

Wir müssen genauer hinschauen: Man macht sich nicht einmal die Mühe, den Begriff zu definieren, so dass man ihn verwenden kann, wie es gerade passt. Die Beispiele, die angeboten werden, sollen wohl suggerieren, dass alle Verschwörungstheorien falsch seien. Aber das stimmt natürlich nicht. Warum sollte der Begriff „Verschwörung" in unserer Sprache existieren, wenn es die Sache gar nicht gäbe?

Eine historische Betrachtung zeigt, dass Verschwörungen oft von Menschen aufgedeckt werden, die bereit sind, Spott und sogar Bedrohungen auszuhalten, und die die Aufmerksamkeit auf etwas lenken, das nicht stimmen kann. Woodward und Bernstein wurden angeprangert, weil sie sagten, dass Nixon an einer Verschwörung beteiligt sei. Wer den "Iran-Contra-Skandal" offenlege wollte, wurden verhöhnt und lächerlich gemacht.
Die Ermittler einer Langzeit-Studie, in der nachgewiesen wurde, dass die arme männliche Bevölkerung in Tuskegee, Alabama, mit Syphilis infiziert war, wurden als „Verrückte" und als „anti-amerikanisch" beschimpft. Verschwörungen sind häufig.

 Glücklicherweise sind die meisten relativ harmlos. George Bernard Shaw sagte es zum Beispiel so: "Alle Berufe sind Verschwörungen gegen die Laien."

Ist der Birthplace Trust eine Verschwörung? Henry James scheint gemäß seiner Erzählung "Der Geburtsort" in seinem Buch The Better Sort (Charles Scribner 's Sons, 1903) so gedacht zu haben. Dies sollte eine Überlegung wert sein.

Alle diejenigen, die auf die Fragen antworten, die der SBT zu diesem Thema gestellt hat (warum sind das so viele?), scheinen über kein spezielles Fachwissen zu verfügen. Einer der Unterzeicher dieser Erwiderung hat über mehrere Jahre recherchiert und an einem Buch über populäre Verschwörungstheorien geschrieben: "Was ich herausfand, war, dass die meisten einer genauen Prüfung nicht standhalten. Je mehr man gräbt, desto wackeliger und weniger glaubwürdig werden sie. Bei der Autorschaftsfrage ist es jedoch anders: Je mehr ich grub, desto glaubwürdiger erwies sie sich, bis ich voll und ganz von ihrer Gültigkeit überzeugt war. Was ich erwartet hatte, schnell zu entlarven, stellte sich als die überzeugendste und auf Fakten beruhende "Verschwörung" heraus, über die ich je recherchiert habe.

- John M. Shahan, Chairman und CEO, Shakespeare Authorship Coalition
- James Broderick, Ph.D., Associate Professor für Englisch und Journalismus, New Jersey City University, Autor, zusammen mit Darren Miller, von "Web of Conspiracy: A Guide to Conspiracy Theory Sites on the Internet.

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