Frage 49

Hatte der Graf von Oxford Beziehungen zum Theater?

[Michael Dobson, Direktor des Shakespeare Institute (University of Birmingham) in Stratford-upon-Avon, antwortet für den SBT.]

Der Earl of Oxford war in verschiedenen Eigenschaften dem Theater verbunden, wenngleich hauptsächlich als Nebeneffekt seiner stürmischen politischen Laufbahn. Seinen Namen einem Ensemble zu geben und Szenarien mit sozialem Augenmerk für Aufführung bei Hofe zu schreiben, konnte ein nützliches Mittel sein, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. In den 1580er Jahren wurde er Schirmherr des Ensembles Oxford's Men, die vor allem die Provinz bereist zu haben scheinen. Sein wichtigerer Beitrag zur elisabethanischen Theaterwelt besteht darin, dass er John Lyly, den Stückeschreiber, unterstützte, indem er ihn als Sekretär beschäftigte. 1598 schrieb Francis Meres, dass Oxford selbst Komödien geschrieben hatte - in der gleichen Liste, in der er an anderer Stelle auch Shakespeare lobt - aber leider sind keine seiner Komödien erhalten geblieben. Generell scheint Oxford mehr mehr damit beschäftigt gewesen zu sein, Fehden und Kämpfen auszutragen, sowohl gegen die Spanier als auch gegen seine politischen Rivalen bei Hofe.

Erwiderung:

Edwards Vater, der 16. Earl of Oxford, unterhielt sein eigenes Ensemble. Er war Gönner des Ensembles von John Bale, dem ehemaligen Priester, der als Propagandist der Reformation auch von Thomas Cromwell beschäftigt worden war und das erste englische historische Bühnenstück schrieb, Kynge Johan, das auch als eine Quelle für Shakespeares King John betrachtet wird.  

Dobson führt Oxfords Förderung zweier Schauspielensembles der 1580er Jahre an. Was er zu erwähnen vergisst, ist, dass John Lyly nicht nur Oxfords Sekretär war, sondern dass Oxford und Lyly 1583/84 gemeinsam das Blackfriars-Theater mieteten, in dem das Kinderensemble The Children of the Royal Chapel, auch als Oxford's Boys bekannt, spielten. Eines der von den Oxford's Boys aufgeführten Stücke war das bei Hof aufgeführte Stück History of Agamemnon and Ulysses, das möglicherweise ein Vorläufer von Troilus and Cressida ist.

Oxford beschäftigte auch Anthony Munday, einen jungen Bühnenschriftsteller.

1589 erwähnte der anonyme Verfasser der Stilistik-Abhandlung The Arte of English Poesie (als Verfasser wird George Puttenham vermutet) Oxford und hob ihn als den besten Autor für „Komödie und Interludium" hervor.

Dobson schreibt, dass Francis Meres (1598) erwähnt, dass Oxford Komödien gschrieben hatte. Tatsächlich schrieb Meres, Oxford sei der beste für Komödie. „Leider", schreibt Dobson, ist keine dieser Komödien erhalten geblieben. Und wenn sie unter dem Pseudonym William Shakespeare erhalten geblieben wären? 

In seiner Widmung zu Quips Upon Questions (1600) schrieb Robert Armin, der kurz nachher die Narrenrollen bei den Lord Chamberlain's Men (Shakespeares Ensemble) übernehmen würde: „Am Dienstag machte ich mich auf, um dem sehr ehrenwerten Lord, dem Meister, dem ich diene, in Hackney meine Aufwartung zu machen". Armins Besuch fand bezeichnenderweise am Weihnachtstag 1599 statt, am Vorabend einer Aufführung der Chamberlain's Men bei Hofe.

Dass Oxford auch noch an seinem Lebensabend aktiv in der Theaterwelt war, belegt ein Schreiben des Kronrates und des Londoner Lord Mayor vom März 1602. Oxfords Schauspieler und die des Earl of Worcester wurden zu einem Ensemble zusammengelegt, und zwar auf Bitte des Earl of Oxford hin. Das neue Ensemble spielte in The Boar's Head.  Dobson insinuiert, dass Oxford „ mehr damit beschäftigt gewesen sei, Fehden und Kämpfen auszutragen, sowohl gegen Spanien als  auch gegen seine politischen Rivalen bei Hofe". Das war während der letzten sechszehn Jahre seines Lebens ganz offensichtlich nicht mehr der Fall, als Stücke unter dem Namen Shakespeare zu erscheinen begannen.

- Earl Showerman, M.D., Präsident der  Shakespeare Fellowship

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